Hahnbach bei Amberg Oberpfalz

Hahnbach ist ein Markt, durch den die Fernverkehrsstraße Nürnberg - Prag verlief. Der Ort besteht aus einem geräumigen Marktplatz, 135 Häusern und einer Stadtmauer mit Toren auf der Ost- und Westseite des Marktplatzes. Zur Pfarrei gehören eine Reihe kleinere bäuerliche Orte.

Die Pfarrei Hahnbach ist in mehrfacher Hinsicht ein genealogischer Sonderfall:

Das bis 1623 lutherische Pfarrbuch beginnt schon etwa 1580. Mit Ausnahme einer kleinen Lücke während der Rekatholisierung der Oberpfalz ist das Pfarrbuch lückenlos und stets gut geführt. Der lutherische Pfarrer hat bei Heiraten nicht nur Eltern, sondern auch mütterliche Großeltern der Braut eingetragen. Dadurch haben wir noch 2 Generationen vor Anfang der Pfarrbücher.

Gleich zu Beginn des Pfarrbuches finden wir ein sensationelles Ereignis. Durch die Pest wird 1582/1583 ein Drittel der Bevölkerung weggerafft. Die Überlebenden verheiraten sich unmittelbar danach wieder. Aus dem weiten Umkreis strömen junge Leute herbei und bewirken einen Heiratsboom in Hahnbach. Diese "neue" Ortsbevölkerung entwickelt eine erstaunliche Vitalität. Weltweit haben heute viele Menschen Vorfahren in Hahnbach. Das ist umso erstaunlicher, als beispielsweise gleich große Orte in Oberbayern, die der Verfasser zufällig kennt, wie Dachau oder Fürstenfeldbruck, genealogisch völlig bedeutungslos sind. Dachauer oder Fürstenfeldbrucker Familien sind (bis auf jeweils eine) alle erloschen. Es gibt keine Nachkommen, weder in Dachau, noch anderswo. Warum das in Hahnbach genau umgekehrt ist ? Es scheint, daß die Vitalität der Hahnbacher auch in der Oberpfalz eine Ausnahme darstellt.

Eine weitere Besonderheit: Die Pfarrei Hahnbach ist eine weitgehend isolierte Population. Nach dem Heiratsboom von 1583 haben die Hahnbacher fast nur innerhalb der Pfarrei geheiratet. Das war möglich, da die Bevölkerung nach der Pest nur mehr in geringem Maß untereinander verwandt war. Äußere Zwänge kamen hinzu:.

Auf dem westlichen Hügel des Vilstales verlief die Landesgrenze zum protestantischen Ausland Sulzbach. Die Grenze behinderte den Warenstrom auf der Straße nicht, wohl aber aufgrund des Konfessions-Unterschiedes die Heiraten.

Jenseits der östlichen Hügelkette liegt als nächster Pfarrort Gebenbach. Seltsamerweise gibt es von Beginn des Pfarrbuches bis etwa 1850 keine Heirat zwischen den Orten Hahnbach und Gebenbach. Die beiden Orte lagen als Stationen an der Fernhandelsstraße in Konkurrenz zu einander und waren vermutlich deshalb verfeindet. Hahnbacher, die im Ort keine passende Heirat fanden, suchten ihre Partner eher im weiter entfernten Hirschau, aber nicht in Gebenbach. Diese Beobachtung gilt nur für die beiden Pfarrorte. Die übrigen zu den beiden Pfarreien gehörenden bäuerlichen Orte kannten dieses Problem nicht. Die Bauern der Dörfer und Einöden heirateten ohne Beachtung der Pfarreigrenzen wie anderswo auch.

Einheiraten nach Hahnbach waren also aus westlicher und östlicher Richtung nicht möglich, sondern nur in geringem Umfang von vilsaufwärts. Die Vermehrung wurde durch die Isolierung nicht beeinträchtigt. Der Bevölkerungsüberschuß zog in südlicher Richtung vilsabwärts nach Amberg und weiter.

Die Bürgerschaft von Hahnbach zeigte stets ein besonderes Bildungsstreben. Ungewöhnlich viele Priester und Akademiker kommen aus Hahnbach.

Der Eisenbahn-Bau verlegte die Warenströme. Hahnbach verarmte und stagnierte.

Über Hahnbach gibt es besonders schöne Bücher:

Dr. Heribert Batzl: Die Geschichte des Marktes Hahnbach

Herausgegeben vom Markt Hahnbach 1971

Sehr ausführliche und interessante Geschichte des Marktes und der Pfarrei. Viele Fotos. Vor 1900 hat Pfarrer Kutschenreiter ein Häuserbuch geschrieben, das von Dr. Batzl etwas systematisiert und abgedruckt wurde. Dieses Häuserbuch liegt auch meiner Datensammlung zugrunde. Da leider keine notariellen Urkunden für die Zeit vor 1800 existieren, reißt bei vielen Häusern die Besitzerfolge schon um 1750 ab, z.B. wenn ein Haus verkauft wurde.

Dr. Heribert Batzl: Marktgemeinde Hahnbach

Herausgegeben vom Markt Hahnbach 1992

Dieser zweite Band ergänzt die Chronik von 1971 und stellt auch die Orte Adlholz, Dürnsricht, Frohnhof, Godlricht, Höhengau, Iber, Irlbach, Kienlohe, Kötzersricht, Kreuzberg, Kümmersbuch, Laubhof, Luppersricht, Mausdorf, Mimbach, Mülles, Oberschalkenbach, Ölhof, Pickenricht, Schalkenthann, Süß, Unterschalkenbach, Ursulapoppenricht und Wüstenau vor, mit Besitzerfolgen und Jahreszahlen.

Ein Teil dieser Orte gehörte zur Pfarrei Hahnbach und ist in Pfarrer Kutschenreiters Häuserbuch enthalten. Dr. Batzls zweiter Band enthält weitere Daten, die teilweise von Kutschenreiters Häuserbuch abweichen. Ein Abgleich dieser Daten war mir noch nicht möglich. Für diese Orte ziehe man also zweckmäßig Dr. Batzl's zweiten Band zu Rate.

Da die Bücher von Dr. Batzl für den Häuserbuch-Teil kein Namensregister enthalten, empfehle ich meine Datensammlung für die Namenssuche zu benützen.

In Hahnbach sind meine Angaben zur Hofgröße (Hoffuß und Tagwerk) und zur Grundherrschaft nicht korrekt. Diese Daten habe ich bei den Orten in der Oberpfalz dem "Historischen Atlas von Bayern", Band Amberg entnommen. Leider enthält er für Hahnbach keine Details. Darum blieb mir nichts anderes übrig, als ebenfalls zu schwindeln und überall 1/16 einzusetzen, was aber nicht richtig ist.

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(C) Josef Kiening, zum Anfang www.genealogie-kiening.de